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Der Anschäfter

Selten zu sehen Anschäfter am Halsfuss Geige 18Jh.

Instrumente, die vor etwa 1850 gebaut wurden, hatten kürzere Hälse (Halsmensur) und niedrigere Halswinkel. Im 19.Jh. wurde diese Halsmensur bei der Geige auf 13cm (entspricht einigen mm mehr als vorher) festgelegt und der Halswinkel wurde angehoben. Um dies zu erlangen mussten die Hälse erneuert werden. Mit einem keilförmigen Schnitt wurde der alte Hals herausgetrennt und ein neuer eingepasst.
Diese Entwicklung ging einher mit dem Bau grösserer Konzertsäle und dem Wunsch nach erweiterter Tragfähigkeit im Ton.
Sollte eine Geige/ Bratsche mit moderner Mensur und einem Zettel aus dem 18Jh. vorliegen und diesen Anschäfter-Umbau nicht haben, ist es meistens ein Merkmal für einen nicht originalen Zettel (Ausnahmen gibt es, wenn z.B. der Hals am Halsfuss verlängert wurde.
Diese Reparaturmaßnahmen wurden oft bei einfachen Kopien angedeutet indem ein "Pseudoanschäfter" nur in das Holz eingeritzt wurde. Das läßt sich gut erkennen, indem Jahresringe vom Halsfuß in den Wirbelkasten genau weiterführen.
Halsanschäfter müssen auch gemacht werden, wenn durch einen Unfall der Hals beschädigt wurde. (Bild oben: ein alter Anschäfter ist herausgebrochen).
Ein gut gemachter Anschäfter stellt keine Wertminderung dar.

Am Halsende erkennt man den Anschäfter

Der Ausbuchser

Wirbellöcher können im laufe der Zeit unrund werden und sie müssen vergrößert werden Die Wirbel werden dementsprechend nachgepasst. Wenn nun diese Löcher zu groß werden, ist es nötig das Wirbelloch mit einem Buchsbaumstift zuzusetzen und das Loch neu zu bohren.
Ein weiterer Grund für Wirbel-Ausbuchser ist der Wirbelkastenriss, d.h. ein Holzeinriss vom Wirbelloch ausgehend. Gerade schlecht passende Wirbel können soetwas verursachen. Da der Wirbel immer unter Keilwirkung steht, wird er einen solchen Einriss wieder auseinandertreiben. Zum Absperren wird deshalb ein Ausbuchser eingesetzt.

Falsch gebohrte Wirbellöcher müssen dann versetzt werden, wenn die Saiten im Wirbelkasten nicht frei laufen. Das heißt z.B. wenn bei der Geige die A-Saite Kontakt zm D-Wirbel hat (bei der Bratsche die D-Saite Kontakt zum G-Wirbel). Entweder wird in diesem Fall der obere Wirbel höher oder der zweite Wirbel, auf dem die Saite aufliegt niedriger gesetzt.
Solche (gut gemachten) Reparaturen stellen keine Wertminderung dar.

Ein Stimmriss

Stimmstöcke, deren Einpassen oder justieren unfachmännisch durchgeführt wurden, können Stimmrisse verursachen. Genauso kann ein Unfall, indem die Geige/ Bratsche auf den Steg gefallen ist, einen solchen Schaden hervorrufen.

Da der Stimmstock einen gewissen Druck auf das im Kontakt stehehende Boden- und Deckenholz hat, würde ein solcher Riss ohne Stimmfutter wieder aufgehen. Man spricht von einem Deckenstimmriss oder Bodenstimmriss. Bei einem Decken- oder Bodenstimmfutter wird etwa Pflaumengroß das rissbeschädigte Holz herausgeschält und ein Futter neu eingepasst.
Auch bei gut gemachten Reparaturen kann man bei alten Instrumenten von einer Wertminderung von etwa i.d.R. 20% ausgehen.

Ein fertig eingepasstes Stimmfutter

Stimmfutter lassen sich am geschlossenen Instrument mithilfe eines Zahnarztspiegels, wie sie der Geigenbauer hat, erkennen.
Von Aussen kann es bei gut durchgeführter Reparatur sein, dass der Stimmriss nicht mehr sichtbar ist.